Kognitive Aktivierung

Kognitive Aktivierung bezieht sich auf Unterrichtspraktiken, die Lernende dazu anregen, sich intensiv und aktiv mit den Lerninhalten auseinanderzusetzen. Es handelt sich um die Förderung mentaler Prozesse, die tiefes Verständnis und kritisches Denken ermöglichen.

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Beschreibung

Hauptziele:

  1. Fokussierung der kognitiven Aktivitäten auf Lernziele: Zentrale Verstehenselemente stehen im Vordergrund.
  2. Anschluss an das bestehende Schülerdenken: Berücksichtigung des Vorwissens aus Unterricht und Alltag.
  3. Anregen und Aufrechterhalten anspruchsvoller kognitiver Prozesse: Durch Erklären, Verknüpfen und Problemlösen.

Wichtige Aspekte:

  • Aktivität ≠ Kognitive Aktivität: Hohe allgemeine Aktivität bedeutet nicht automatisch hohe kognitive Aktivität. Entscheidend ist die mentale Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand.
  • Angebot und Nutzung: Lehrkräfte können kognitive Aktivierung anbieten, aber die tatsächliche kognitive Aktivität der Lernenden hängt von individuellen Faktoren wie Motivation und Vorwissen ab.

Unterrichtsstrategien:

  1. Kognitiv aktivierende Aufgaben: Aufgaben sollten anspruchsvoll und an das Verständnisniveau der Lernenden angepasst sein. Sie fördern das Denken und Problemlösen.
  2. Diagnostische Fragen und Feedback: Regelmäßiges Einholen von Informationen zum Lernstand und darauf basierendes Feedback.
  3. Selbsterklärungen einfordern: Lernende sollen ihr Verständnis in eigenen Worten erklären, um tiefere Verarbeitung zu fördern.
  4. Kognitiv aktivierende Gespräche: Begründung von Ansichten, Gegenüberstellung unterschiedlicher Meinungen und Reflexion.
  5. Evolutionärer Umgang mit Schülervorstellungen: Erkennen und Weiterentwickeln bestehender Vorstellungen durch gezielte Fragen und Diskussionen.

Empirische Evidenz:

  • Studien wie die TIMSS-Videostudie und COACTIV-Studie zeigen, dass kognitive Aktivierung signifikant mit Lernzuwächsen korreliert.
  • Forschungen belegen, dass die Qualität der Aufgaben und ihre Verwendung im Unterricht entscheidend für den Lernerfolg sind.

Quellen:

  • Klieme, E. (2018). Unterrichtsqualität. Zusammenfassung der Forschungsergebnisse zur Unterrichtsqualität.
  • Trautwein, U., et al. (2018). Wirksamer Unterricht – Band 1.
  • Renkl, A. (2015). Kognitive Prozesse beim Lernen.
  • Chi, M. T. H., & Wylie, R. (2014). The ICAP Framework: Linking Cognitive Engagement to Active Learning Outcomes.
  • Baumert, J., et al. (2010). COACTIV-Studie.
  • Fauth, B., et al. (2014). Frankfurter IGEL-Studie.
  • Doyle, W., & Carter, K. (1984). Academic tasks in classrooms.
  • Leuders, T., & Holzäpfel, L. (2010). Mathematische Begriffe und Modelle.