Piaget, Jean

Geburtsdatum: 9. August 1896
Geburtsort: Neuchâtel, Schweiz
Sterbedatum: 16. September 1980
Sterbeort: Genf, Schweiz
Beruf: Entwicklungspsychologe, Epistemologe

Kategorien: ,
 

Beschreibung

Pädagogische Prinzipien und Konzepte:

  1. Kognitive Entwicklungstheorie:
    • Piaget untersuchte, wie Kinder Wissen erwerben und verstehen.
    • Entwickelte eine Theorie der kognitiven Entwicklung mit vier Hauptstufen: Sensomotorisches Stadium, Präoperationales Stadium, Konkret-operationales Stadium, Formal-operationales Stadium.
  2. Konstruktivismus:
    • Kinder konstruieren ihr Wissen aktiv durch Interaktionen mit ihrer Umwelt.
    • Lernen ist ein dynamischer Prozess, bei dem neue Informationen in bestehende kognitive Strukturen (Schemata) integriert werden (Assimilation) oder bestehende Strukturen verändert werden (Akkommodation).
  3. Stufen der kognitiven Entwicklung:
    • Sensomotorisches Stadium (0-2 Jahre): Kinder lernen durch sensorische Erfahrungen und motorische Aktivitäten.
    • Präoperationales Stadium (2-7 Jahre): Entwicklung symbolischen Denkens, Sprache und Fantasie; jedoch noch keine logischen Operationen.
    • Konkret-operationales Stadium (7-11 Jahre): Entwicklung logischer Denkprozesse, aber nur in Bezug auf konkrete Objekte und Ereignisse.
    • Formal-operationales Stadium (ab 11 Jahren): Fähigkeit zu abstraktem und hypothetischem Denken.
  4. Entwicklungsfördernde Umgebung:
    • Die Lernumgebung sollte reich an Möglichkeiten zur Erkundung und Entdeckung sein.
    • Materialien und Aktivitäten sollten dem Entwicklungsstand der Kinder entsprechen.
  5. Selbstständiges Lernen:
    • Kinder sollen ermutigt werden, durch eigene Erfahrungen zu lernen.
    • Lehrer fungieren als Unterstützer und Berater, die den Lernprozess begleiten und fördern.
  6. Peer-Interaktionen:
    • Soziale Interaktionen mit Gleichaltrigen sind wichtig für die kognitive Entwicklung.
    • Durch Zusammenarbeit und Diskussionen können Kinder ihre Perspektiven erweitern und voneinander lernen.
  7. Fehler als Lernchancen:
    • Fehler werden als natürlicher und wichtiger Teil des Lernprozesses betrachtet.
    • Durch das Erkennen und Korrigieren von Fehlern entwickeln Kinder ein tieferes Verständnis.

Einfluss und Vermächtnis:

Jean Piaget gilt als einer der bedeutendsten Entwicklungspsychologen. Seine Theorien zur kognitiven Entwicklung haben die moderne Pädagogik und Psychologie stark beeinflusst. Piagets Arbeit hat gezeigt, wie wichtig es ist, die Entwicklungsstadien der Kinder zu berücksichtigen, um effektive Lernumgebungen zu schaffen. Seine Erkenntnisse werden in der Bildungspraxis weltweit angewendet, insbesondere in der frühkindlichen und Grundschulbildung.

Wichtige Werke:

  • The Language and Thought of the Child (1923)
  • Judgment and Reasoning in the Child (1924)
  • The Child’s Conception of the World (1926)
  • The Origins of Intelligence in Children (1952)
  • The Construction of Reality in the Child (1954)

Quellen:

  • Piaget, Jean. The Language and Thought of the Child. New York: Harcourt, Brace & Company, 1923.
  • Piaget, Jean. The Origins of Intelligence in Children. New York: International Universities Press, 1952.
  • Piaget, Jean. The Construction of Reality in the Child. New York: Basic Books, 1954.
  • Smith, Leslie. Jean Piaget: Critical Assessments. London: Routledge, 1992.
  • Stanford Encyclopedia of Philosophy: Jean Piaget